portrait gv

georges vantongerloo
1886 - 1965

der 1886 geborene belgische künstler georges vantongerloo musste als jugendlicher sein brot auf der baustelle des antwerpener hauptbahnhofs verdienen und zeichnete in der freizeit in der académie des beaux arts griechische skulpturen ab, bevor er selbst bildhauer und maler wurde. als soldat im ersten weltkrieg erlitt er beim kampf um lüttich während eines deutschen giftgas-angriffs einen lungenschaden und erhielt deshalb zeitlebens vom belgischen staat eine kleine invalidenrente.
1915 flieht er mit seinem bruder frans vantongerloo, der ebenfalls malt, in die niederlande, lernt dort seine künftige frau tine und theo van doesburg kennen, den künstler und redakteur der seit 1917 erscheinenden legendären zeitschrift de stijl. vantongerloo gehört zu den unterzeichnern des de-stijl-manifestes. in den niederlanden setzt er sich auch intensiv mit spinozas «ethik, nach geometrischer methode dargestellt» auseinander.
1920 trifft er piet mondrian, mit dem er nach einem mehrjährigen aufenthalt in der südfranzösischen stadt menton eine Zeitlang in Paris zusammen wohnt.
vantongerloo war 1930 mitglied der künstlerinnen- und künstlergruppen cercle et carré und (im darauffolgenden jahr) der international renommierten vereinigung abstraction création, deren sekretär er später wurde.
1933 stösst max bill zur abstraction création. Materialien von «abstraction création», briefwechsel, originalwerkfotos etc. befinden sich im «archiv georges vantongerloo», das der künstler seinem lebenslangen freund max bill vererbte und nach dem tode von max bill in die obhut von angela thomas gelangte.

zeittafel

1886 geburt in antwerpen.
um 1900 studium an den akademien in antwerpen und brüssel.
1917 erste gegenstandslose arbeiten nach der lektüre von spinozas «ethik». beginn der niederschrift von theoretischen texten.
1918-20 erste begegnung mit theo van doesburg in leiden (nl). mitunterzeichner des ersten manifests von «de stijl». mitar­beiter an der gleichnamigen zeitschrift.
1920 erste begegnung mit piet mondrian in paris.
1920-28 aufenthalt in menton (f).
1928 übersiedlung nach paris.
1928-31 briefwechsel mit belgischen und französischen behörden bezüglich des brückenprojekts für antwerpen und der flughafenprojekte für paris.
1930 teilnahme an der ausstellung cercle et carré paris.
1931-37 mitbegründer und vizepräsident der gruppe abstraction création beginn der freundschaft mit max bill.
1936 teilnahme an der ausstellung d.o.o.d.: die olympiade unter der diktatur in amsterdam.
bis 1937 anhänger des von de stijl verfochtenen grundprinzips der waagerecht-senkrechten kompositionen.
ab 1937 verwendung von kurven in seinen kompositionen.
1943 einzelausstellung «georges vantongerloo 1909-1939. 30 années de recherches» in der galerie de berri im okkupier­ten paris.
ab 1945 entwicklung von draht- und farbigen plexiglasskulpturen.
1949 ausstellung im kunsthaus zürich zusammen mit max bill und antoine pevsner.
1961 beteiligung an der biennale für bildhauerei in paris.
1965 teilnahme an der 1ère biennale internationale de sculp­ture, panathenées in athen.
tod am 6. oktober in paris.