Filme von Erich Schmid:

Adolf MuschgTV SRF1 Sternstunde Kunst, gekürzte Version 52 Min. (Original-Kinoversion später in "Filmszene Schweiz") 4. Juni 2023, tba
Adolf MuschgTV 3sat Gekürzte Version 52 Min. (Original-Kinoversion später auf SRF 1) 17. Juni 2023, 22:20

«Adolf Muschg – der Andere»

Adolf Muschg, nach Frisch und Dürrenmatt der bedeutendste Schweizer Intellektuelle, schrieb sich in die vordersten Ränge der Literatur. Er war ETH-Professor und präsidierte die Akademie der Künste in Berlin. Der biografische Film folgt den Spuren seines Romans Heimkehr nach Fukushima ins radioaktive Gebiet, aber auch ins japanische Zen-Kloster, wo er sein Anderes gesucht hatte, um das Fremde besser zu verstehen. Der Start ins Leben war schwer. Sein Vater starb früh, die Mutter war depressiv. Als Halbwaise durchlief er das Internat, studierte in Zürich und Cambridge, lehrte in Tokio, Göttingen und an der Cornell University in den USA, wo er in den Aufbruchjahren von 1967-69 («Vietnam», «Woodstock») politisiert wurde.


Ein Film von Erich Schmid

Staatenlos

Klaus Rózsa, Fotograf

klaus rozsa, ein bekannter, politisch engagierter fotograf, lebte jahrzehntelang staatenlos in zürich. alle seine einbürgerungsgesuche, drei an der zahl, wurden aus politischen gründen abgelehnt. er behindere die arbeit der polizei, weil er deren übergriffe fotografiere, so heisst es in den staatsschutzakten. gezeichnet vom schicksal seines jüdischen vaters, der die konzentrationslager von auschwitz und dachau überlebte, bekämpft klaus rozsa das unrecht im staat. bei den jugendunruhen der 80er jahre griff er zum megaphon und fotografierte gleichzeitig die auseinandersetzungen auf der strasse. später kämpfte er für die medienfreiheit in der schweiz und wurde trotz seiner stellung als gewerkschaftspräsident und mitglied des presserats so oft von der polizei schikaniert, misshandelt und zusammengeschlagen, dass er 2008 nach budapest auswanderte. von dort war er 1956 zweijährig mit den eltern und seiner schwester olga in die schweiz geflüchtet. doch in ungarn wurden derweil fremdenfeindlichkeit und antisemitismus salonfähig. dagegen demonstriert klaus erneut und tritt in budapest an der seite von bundeskanzler gerhard schröder auf. schulklassen aus der schweiz erklärt er, wer carl lutz gewesen war, der lange zeit verfemte schweizer konsul, der im zweiten weltkrieg 60 000 ungarischen juden das leben gerettet hatte. am budapester denkmal für ihn trifft klaus dessen tochter agnes hirschi, die sich seit jahren für die ehre und das andenken ihres vaters einsetzt.

(Januar 2016)


Ein Film von Erich Schmid

Max Bill – das absolute Augenmass

Film von Erich Schmid

max bill studierte 1927-28 am bauhaus in dessau und blieb der bauhaus-idee sein leben lang treu. er war mitgründer, architekt, erbauer und erster rektor der legendären hochschule für gestaltung hfg in ulm, wo er die bauhausidee weiterentwickelte. sowohl das bauhaus wie auch die hfg ulm sind kurz nach den beiden weltkriegen entstanden, als vieles zerstört war und mangel herrschte. zwangsläufig blieb damals nichts anderes übrig, als in der gestaltung aus wenigem das beste zu machen. so entstand die schönheit der reduktion. die folgen der heutigen überfluss- und konsumgesellschaft führen absehbar wiederum in ein desaster, wenn der mensch nicht bereit ist, auf überflüssiges zu verzichten.
in dieser hinsicht war max bill, der in allem, was er gestaltete, die schönheit in der reduktion suchte, ein vordenker für die heutige zeit. – so ist es kein zufall, dass der film «max bill – das absolute augenmass», der zu bills 100. geburtstag im jahr 2008 entstand, immer noch gespielt wird, nachdem er schon in 20 ländern gezeigt worden ist. drei internationale festivals nominierten den film für den wettbewerb, zweimal wurde er ausgezeichnet: in locarno und tessaloniki. die dvd des films hat untertitel in sechs sprachen und bonusmaterial mit interviews und vielen abbildungen von werken usw. sie kann auf der website bestellt werden..


Ein Film von Erich Schmid

Meier 19

aus dem tresor der zürcher hauptwache werden den polizisten die eigenen löhne gestohlen. dann entdeckt detektivwachtmeister meier 19 beim chef der kriminalpolizei ein falsches alibi und geht damit an die presse. statt den fall zu untersuchen, landet meier 19 wegen ehrverletzung im gefängnis. 1968 erkennt die jugendrevolte im fall meier 19 ein exempel für korruption und vetternwirtschaft. meier 19 wird zum helden und erlebt bald darauf ein persönliches schicksal, das wie eine klassische tragödie verläuft.
der dokumentarfilm «meier 19" ist für die leinwand konzipiert und wurde in schweizer studiokinos aufgeführt. das werk porträtiert die schweizerische jugendbewegung der sechzigerjahre. der rote faden des films bildet indessen die biographie eines detektivleutnants, der gegen korruption und willkür kämpfte, aus dem polizeidienst entlassen wurde und im gefängnis landete.

(Januar 2001)


Ein Film von Erich Schmid

Er nannte sich Surava

peter surava wurde 1940 chefredaktor der wochenzeitung «die nation". unter dem erst 28-jährigen wurde sie das auflagenstarke symbol des widerstands. «die nation» setzte sich gegen den nationalsozialismus, gegen die pressezensur und für eine menschlichere flüchtlingspolitik ein.
im krieg stirbt die wahrheit zuerst. in diskussionen um den nationalsozialsmus wird oft die frage aufgeworfen, wieviel die öffentlichkeit wirklich damals wusste. der journalist peter surava versuchte über die greueltaten der nazis zu berichten, wurde aber immer wieder von der zensur zurückgepfiffen. die fotos aus polen mit leichen von juden wurden von der schweizerischen zensurbehörde, geleitet vom bundesrat von steiger, ein ehemaliger anwalt der deutschen, als polnische propaganda abgetan. derweil investierte die bundespolizei alle mittel, um den journalisten zu diskreditieren und ihn mundtot zu machen, was ihnen schliesslich gelang. sogar den namen hat man ihm weggenommen.
ein beeindruckender dokumentarfilm über die haltung der offiziellen schweiz im krieg und einen mutigen journalisten, der versucht, den handlungsspielraum zu nutzen.

(Januar 1995)


Ein Film von Erich Schmid

Jeevan

Auf dem Dorfplatz des Gemeindezentrums von Regensdorf schlägt ein Schweizer Ex-Boxchampion einen tamilischen Asylbewerber mit einem einzigen Faustschlag tot, nachdem er ihn rassistisch beschimpft hatte. Es war Sommer 1990. Der Tamile stammte aus dem srilankischen Norden.
Tausende reagierten mit Trauer und Protest gegen den zunehmenden Rassismus in der Schweiz, als die Überführung der Leiche in die Heimat an den örtlichen Kriegshandlungen scheiterte, reiste der Filmemacher Erich Schmid mit Jeevans Asche nach Sri Lanka und traf mitten im Kriegsgebiet die Mutter von Jeevan.
Der Film erzählt auf dem einstigen Fluchtweg von Jeevan dessen Lebensgeschichte Rückwärts, von Regensdorf bis Chavakachcheri.

(Januar 1991)


Ein Film von Erich Schmid

Geständnisse in Mamak

Beobachtungsdelegationen haben Massenprozesse vor türkischen Sonder- und Militärgerichten besucht. Erich Schmid hat sie mit der Kamera begleitet und zusammen mit Archivmaterial einen 45-minütigen Videofilm zusammengestellt. Entstanden ist ein Augenzeugenbericht, der mit den Hungerstreiks in den türkischen Gefängnissen immer wieder neue Aktualität erhält.

(Januar 1989)


Ein Film von Erich Schmid

Indischer Frieden in Sri Lanka

im april 1988 hatte der eidgenössische delegierte für das flüchtlingswesen (dfw), peter arbenz, die ausschaffung von 1500 tamilischen asylbewerbern geplant. die offizielle begründung war: die lage in sri lanka sei für deren rückkehr «zumutbar». der journalist und autor erich schmid, der die bürgerkriegssituation seit 1983 verfolgte, zweifelte die «zumutbarkeit» aufgrund seiner eigenen quellen an und reiste mit der videokamera in den norden sri lankas. doch die indian peace keeping forces (ipkf) verhängten ausgangssperren von 18 bis 06 uhr und nahmen die video-equipe in haft, sobald sie aus dem hotel kamund liess sie erst kurz vor beginn der abendlichen ausgangssperre wieder frei. dennoch entstand (oft mit versteckter kamera) authentisches videomaterial, das aufsehen erregte und vom schweizer fernsehen ausgestrahlt wurde. der dfw peter arbenz sah von der ausschaffung tamilischer flüchtlinge ab und verfügte deren «vorläufige aufnahme».

(Januar 1988)


Ein Film von Erich Schmid